Berlin ist immer eine Reise wert. Auch, oder vielleicht gerade, wenn die Stadt nicht im Messe-Fieber ist. Und vor lauter Modeleuten nur so überquillt. Wir haben am 20. Oktober die ModEurop Colour Conference durchgeführt. Physisch! Im kleinen Kreis haben wir die Farbkarte für Sommer 2022 erstellt. Noch lang hin, möchte man meinen, aber perfekt für alle Kreativen der Schuh-, Accessoires- und Modebranche, die sich zu einem frühen Zeitpunkt mit den Trends von übermorgen beschäftigen wollen. ModEurop Kreativ-Direktor Martin Wuttke beschreibt den Mood der Zukunft folgendermaßen: „Die Sommer-Saison 2022 bewegt sich zwischen Slow Wear, sinnlichem Minimalismus, tropischen Naturwelten und sportlich-optimistischem Disco-Flair. Die Digitalisierung schreitet voran und bringt viele smarte, moderne Produkte hervor. Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit stehen im Fokus eines „bewussten Konsums“. Es geht um romantischen Eskapismus einerseits und psychedelische Leichtigkeit andererseits. Sportive Aussagen, ein neuer Realismus sowie die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft prägen das Bild.“
Aus diesen soziokulturellen Entwicklungen definieren sich die drei ModEurop Farbthemen Mindful Clarity, Universal Legacy und Capricious Energy.
Mehr wird an dieser Stelle noch nicht verraten.Die ModEurop Farbkarte ist ab Anfang Dezember bei Deutschen Schuhinstitut in Offenbach erhältlich.
Design, Natur und Kultur
Mode, Kunst und Kultur. Das gehört untrennbar zusammen. Aber auch die Natur nimmt immer mehr Einfluss auf die neuen Kollektionen. Wo könnte man all dies besser auf sich wirken lassen als in Berlin? Urbanes Flair trifft in der Hauptstadt auf traumhafteParks, Gärten und Wälder, die nur darauf warten entdeckt zu werden. Mich zog es dieses Mal zum Schloss Charlottenburg. Der weitläufige Schlosspark mit seinen kleinen Seen, dem wunderschönen Teehaus und endlosen Blumenbeeten lässt nur erahnen, wie prachtvoll sich die ehemalige Sommerresidenz der Hohenzollern im Sommer präsentieren mag. Aber auch im Herbst ist das größte und prächtigste Schloss Berlins einen Ausflug wert. Erst recht an einem spätsommerlich anmutenden Oktober-Tag, wenn sich das Laub in den schönsten Farben zeigt und die Sonne das Schloss in ein sanftes, schmeichelndes Vanillegelb taucht. Ein Spaziergang durch die Gärten, abseits vom Berliner Trubel, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein königliches Vergnügen. Und eine Wohltat fürs Auge. Speziell in diesen Tagen, die leider viel zu oft von Einheitsgrau und trüben Gedanken bestimmt werden.
https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schlossgarten-charlottenburg/
Und weil wir schon einmal in der Gegend sind, habe ich gleich noch einen Tipp. Es geht ins Bröhan Museum gleich gegenüber vom Schloss Charlottenburg. Erinnern Sie noch an Luigi Colani? Der gebürtige Berliner (1928 – 2019) gilt als „enfant terrible“ des Designs. Der Meister der Selbstinszenierung zettelte eine Revolution im deutschen Design an. Der streitbare Student der Berliner Hochschule der Künste und Absolvent der Pariser Sorbonne schrieb mit seinen visionären Ideen und biomorphen Formen Design-Geschichte. Interessant: Auch für ihn war die Natur seine wichtigste Inspirationsquelle, was den Querdenker mit dem Jugendstil verband. Colani nutzte die Möglichkeiten des neuen Materials Kunststoff zu außergewöhnlichen und futuristischen Formen. Oft knüpft er dabei an florale und organische Formen des Jugendstils an, dessen grundlegende Ideen und Konzepte er weiterentwickeln wollte.
In der Ausstellung im Bröhan-Museum, die noch bis zum 30. Mai 2021 läuft, werden seine Entwürfe den Jugendstilobjekten der eigenen Sammlung gegenübergestellt.
https://www.broehan-museum.de/ausstellung/luigi-colani-und-der-jugendstil/
Übrigens: Die floralen Objekte aus der Zeit des Jugendstils und die Werke Colanis stehen für den Traum von einer besseren Welt.
Wie sich die Geschichte doch wiederholt. In diesem Sinne, bleiben wir optimistisch, träumerisch und kreativ!
Herzlichst Ihre
Claudia Schulz