Ich gebe es offen zu, Süddeutschland zieht mich in diesen Tagen magnetisch an. Nach Tuttlingen ging es gewissermaßen ohne Umweg nach Tutzing. Für alle Nicht-Bayern: das ist ein netter, charmanter Ort am Starnberger See. Und die perfekte Kulisse für eine Traumhochzeit, zu der wir als Onkel und „Tante“ des Brautpaars geladen waren.
Nach der kirchlichen Trauung von Vanessa & Marcel wurde ausgelassen im altehrwürdigen Kloster Andechs gefeiert. Mit Blaskapelle, Goaßlschnalzen, Klosterbräu und allem Pipapo. Die illustren Gäste bis auf einige Ausnahmen alle zünftig in Dirndl und Lederhosen. Ich hatte mich bewusst für einen farbenfrohen Boho Look entschieden – ist doch auch eine Art Tracht, oder?
Fantasie im Freistaat
Feiern können sie, die Bayern! Und auch in Sachen Kunst und Kultur hat der Freistaat so einiges zu bieten. Uns zog es am Sonntag ins „Buchheim Museum der Phantasie“. Das liegt nur einen Steinwurf von Tutzing entfernt, im schönen Bernried. Das außergewöhnliche Museum ist nicht nur aufgrund seiner Lage, sondern auch wegen der modernen Architektur (Günter Behnisch) absolut sehenswert. Benannt ist das Museum nach dem 2015 verstorbenen Künstler Lothar Günther Buchheim, der neben seiner Tätigkeit als Maler, Fotograf und Kunstsammler für seinen Roman „Das Boot“ bekannt ist. Über eine bemerkenswerte Sammlung expressionistischer Gemälde (Kirchner, Beckmann, Heckel, Schmidt-Ruttloff etc.) hinaus zeigt das Museum auch volks- und völkerkundliche Sammlungen mit Kunsthandwerk aus aller Welt, bayerische Volkskunst und afrikanische Kultgegenstände. Außerdem beheimatet das Buchheim Museum Werke von Lothar-Günther Buchheim selbst.
Mich hat vor allem die 3.200 qm große, auf mehrere Ebenen verteilte, Licht durchflutete Ausstellungsfläche beeindruckt. Der Bau selbst ist ein fester Teil der Natur. Der Park lädt zum Spazierengehen und Verweilen ein. Mein ganz persönlicher Höhepunkt ist der 12 Meter lange Steg, der über dem Wasser des Sees zu schweben scheint. Und der uns für wenige Minuten ganz allein zu gehören schien…