Neues Jahr, neues Glück. Zumindest, was die neue (Schuh-)Mode angeht, könnte das zutreffen.
Landauf, landab prophezeien die Trendexperten einen Paradigmenwechsel. Angezogener, stilvoller und weniger Streetwear beeinflusst soll sich die Mode im kommenden Jahr entwickeln. Blazer, Bleistiftröcke, Blusen – eine neue Klassik, aber immer mit modernem Twist. Celine hat vorgemacht, wie eine zeitgemäße Lady aussieht: Stets nonchalant-lässig, niemals spießig-angestrengt. Auch bei den Männern sind diese Schwingungen spürbar. Von Neo-Klassik mit rebellischem Touch ist viel die Rede. Als Gegenpol zur allgegenwärtigen Casualisierung quasi, der besonders bei jüngeren Männern auf Interesse stößt. Frische Tailored-Looks mit Anzug, Sakko, Formal-Pants und Mantel werden zeitgemäß, unbefangen und alltagstauglich interpretiert.
Und der Schuh dazu? Bei Lloyd hatte ich unlängst die Gelegenheit einen Blick auf die neue Kollektion für Herbst/Winter 20/21 zu werfen. Echt cool, was die Sulinger entwickelt haben. Mit ihren Styles und der dazugehörigen Bildsprache haben sie genau die oben beschriebene Zielgruppe im Blick. „Urban Performers“ heißen sie bei Lloyd. „Als timeless, puristisch und sophisticated neutral auf der einen Seite, gespickt mit individuellen Power Statement Pieces auf der anderen Seite“, beschreibt Produkt-Chef Ulrich Becker-Steinberger die neue Kollektion.
Zu meinen persönlichen Favoriten für die kommende Saison gehören definitiv die kernigen Boots und Halbschuhe mit markanten Leisten aus Brush-Leder. Ebenfalls sehr cool: Doppel-Monks mit schlanker Schnittführung aus einem auf Hochglanz polierten, mokkafarbenen Leder. Was mich besonders freut: auch bei Lloyd gibt es jetzt „echte“ Chelseaboots – also ohne den doofen Zipper, den ich ehrlich gesagt nie verstanden habe. Natürlich sind bei Lloyd nach wie vor viele sportliche Styles und die so genannten „Hybride“ im Programm. Klasse finde ich die sportlich-eleganten Sneaker mit Kroko-Prägung und die innovative Verarbeitung „3D Embossing“, bei der die Uppers aus einem Stück Leder oder Hightech-Material mit Silikon-Prägung entstehen. The Future is NOW!
Wer bei Lloyd nur an Herrenschuhe denkt, irrt übrigens gewaltig. Die Damen-Kollektion entwickelt sich immer besser. Die neuen College-Typen und Loafer passen genau zum oben beschriebenen Neo-Klassik Look. „Heritage at its Best versprühen Monks und Chelseaboots mit Lyralochung. Bei der Sohle wurde das ursrpüngliche Lloyd Logo wieder aufgegriffen“, erläutert Sabrina Castan Lopez, Product Manager Ladies‘ Shoes. Auch bei den Damenschuhen viel Kroko und Brush. Das alles in schönen Brauntönen und Bordeaux. Very sophisticated: neutrale Nuancen auf Velours und Nubuk, die sich irgendwo zwischen Grau und Beige bewegen und mit Fell-Applikationen besonders edel wirken. Zu meinen Favoriten gehören die neuen Langschaftstiefel mit schlanken Leisten und geradem Schaft: perfekt zu Pencil Skirt und Midi Kleid!
Zurück zu den Männern. Wenn es um Herrenschuhe und stilvolle Bekleidung geht, führt der Weg irgendwann automatisch zu Bernhard Rötzel. Nach langer Zeit hatte ich die große Freude, den sympathischen Buchautor und Stilberater wieder einmal persönlich zu treffen. In meiner alten Heimat, in Düsseldorf-Oberkassel, genauer gesagt beim renommierten Maßschneider The Bespoker (Inhaber ist übrigens Virgile Bourgeuil, Sohn des berühmten Sternekochs) stellte Bernhard Rötzel am 6. Dezember sein neues Buch „Herrenschuhe nach Maß“ vor. Auf 208 Seiten schildert er in allen Details, wie ein Paar Schuhe in der Werkstatt des Berliner Schuhmachers Korbinian Ludwig Heß entsteht, vom Rohleisten bis zum fertig polierten Schuh. Mit den Augen von Bernhard Roetzel, der die gehobene Herrengarderobe wie kein Zweiter kennt, kann man die Entstehung eines solchen Stücks zeitloser Handwerkskunst Schritt für Schritt mitverfolgen. Ein Plädoyer guten Stils und gleichzeitig eine gelungene Darstellung, wie lebendig und gefragt traditionelles Handwerk heute sein kann.
Im Anschluss an die Buchvorstellung hatte ich die Gelegenheit mit Bernhard Rötzel ein paar persönliche Worte zu sprechen. Ein spannendes und wie immer sehr inspirierendes Gespräch, hier einige Auszüge:
Warum sollte jeder Mann ein Paar Maßschuhe besitzen?
Bernhard Rötzel: Ich würde gar nicht sagen, dass jeder Mann unbedingt Maßschuhe benötigt. Maßschuhe sind eine Einstellungssache und nicht für jeden etwas. Manche sind glücklich mit Sneakern, andere mit modischen Schuhen. Man muss Spaß an Maßschuhen haben. Aber eines kann man sagen: Wer bereits rahmengenähte Schuhe trägt und sich dann für ein Paar Maßschuhe entscheidet, wird eine enorme Steigerung feststellen.
Sie vergleichen Maßschuhe mit der Ehe. Was hat es damit auf sich?
Bernhard Rötzel: Manchmal ist man schon Jahre lang verheiratet und denkt, alles ist gut und man ist glücklich so wie es ist. Und dann, bei der zweiten Ehe merkt man plötzlich, dass alles noch viel besser sein kann. Beim Maßschuh ist es genauso. Beim ersten Paar denkt man: das ist optimal. Beim zweiten Paar stellt man dann diese enorme Steigerung fest – dann ist man wirklich glücklich!
Beschreiben Sie doch mal Ihren aktuellen Lieblings-Look!
Bernhard Rötzel: Im Moment ist es eindeutig dieser „Prof. Higgins“ Anzug vom Schneider Hartel in Prag. Ich bin total begeistert von der Hosenform mit Quertaschen. Dieser eher schmale Hosentyp ist von Reithosen inspiriert und erinnert ein bisschen an die 60er/70er-Jahre. Dazu trage ich eine klassische Drei-Knopf-Jacke und Maßschuhe von Larson & Jehan.
Schuhe und Kunst – wo sehen Sie da eine Verbindung?
Bernhard Rötzel: Schuhe sind von jeher ein sehr symbolträchtiges und kultisch aufgeladenes Kleidungsstück. Das geht bis zum Fetisch. Auch in der Kunst hatte der Schuh schon immer eine hohe Symbolkraft. Schuhe in der Kunst begegnen uns als Installation, als Collage… Viele Künstler sind Schuh- und Modefans. Nicht zuletzt sind Schuhe ja oft auch erotisch, vor allem Damenschuhe und der Fuß an sich auch. Schon kleine Mädchen ziehen gern die Pumps ihrer Mutter an. Mit Schuhen können wir uns verwandeln. Sie sind Ausdruck unserer Persönlichkeit.
Mehr zur neuen Mode im Herbst/Winter 20/21 in Kürze wieder hier an dieser Stelle.