„Was wir machen, machen wir gern!“
Mehr als Schlappen. Ehrlich gesagt wirkte der Name des Schuhgeschäfts zunächst ein bisschen seltsam auf mich. Grund genug, sich das Haus im sauerländischen Anröchte mal genauer anzuschauen. Auf jeden Fall war ich ziemlich neugierig, was sich in meiner Heimat so tut… in Sachen Schlappen und mehr.
Schon der erste Eindruck überzeugt. Kunden, die den kleinen Laden an der Hauptstraße betreten, fühlen sich sofort wohl. Die im Eingangsbereich platzierte Ledercouch lädt zum Verweilen ein. Warme Farben, natürliche Materialien, viel Holz, darunter echte Birkenstämme, „gelebte“ Teppiche und liebevolle Details machen das Schuhgeschäft zu einem Ort, an dem man sich gern und vor allem gern länger aufhält. Das viel beschworene Thema Nachhaltigkeit wird hier Wirklichkeit. Man fühlt sich willkommen, ein bisschen wie in der „guten Stube“, würden wir im Sauerland sagen. Kunden sind hier Gäste. Dafür sorgen Inhaber Hartmut Kempmann und seine Mitarbeiterin „Frau Zimmermann“. Letztere ist nicht nur auf Zack, sondern im wahrsten Sinne des Wortes die „gute Seele“ des Geschäftes. Kaum im Laden, serviert sie mir eine leckere Tasse Kaffee, während mich Hartmut Kempmann in ein Gespräch über die Branche verwickelt.
Stundenlang könnte man mit dem Schuhfachmann philosophieren. Über die besten Marken, über gute und schlechte Passformen, über nette und weniger nette Menschen in der Branche… Themen gibt es genug. Am liebsten aber spricht er über seine Projekte. Der kreative Händler, der in Brilon ein weiteres Geschäft betreibt, engagiert sich auf vielen Ebenen. Ob soziale Projekte (Schuhe für Flüchtlinge), Schlappen-Party (à la Tupper) oder der berühmte Dankeschön-Abend im November, an dem sich die Anröchter Geschäfte bei ihren Kunden mit kulinarischen Köstlichkeiten für ihre Treue bedanken – Hartmut Kempmann ist an vorderster Front dabei. Und eines ist gewiss: Die Abende im Sauerland können ziemlich lang werden…
Zurück zu den Schlappen. „Wir können auch Schuhe“, bekräftigt Hartmut Kempmann. Aber eines vorweg: Schuhe mit Absatz sucht man bei Kempmann vergeblich. „Die will hier keiner“, sagt der bekennende Sauerländer und weist auf die bergige Landschaft hin. „Da braucht man festen Stand unter den Füßen.“ Sportivität und Komfort stehen im Fokus. Und Nachhaltigkeit. Das spiegeln die Marken wider: Birkenstock (aber nur die ausgefallenen Modelle!), Finn Comfort, Josef Seibel, Xsensible, Wolky, Giesswein, Berkemann, Stadler und Blundstone machen den Löwenanteil des Angebots für Damen und Herren aus. Mit Birkenstock hat alles angefangen. Vor über 40 Jahren, als Hartmut Kempmann die ersten Modelle aus dem Keller seines Hauses verkaufte. Die private Atmosphäre ist bis heute geblieben und Teil der Erfolgsgeschichte. „Wir sind ganz nah am Kunden. Was wir machen, machen wir gern“, betont Kempmann. Und das spüren die Kunden, die dem Händler seit Jahrzehnten die Treue halten.
Auch Touristen lieben das sympathische Ambiente und die besondere Auswahl an bequemen Schuhen, Taschen und Accessoires. Zum Hansefest, das vom 4. bis 7. Juni in Brilon hätte stattfinden sollen, aber wegen Corona leider ausfallen musste, hatte sich der Händler etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Mit der Firma Berkemann wurden farbenfrohe Töffler und „Schlappen“ mit dem Logo der Hansestadt Brilon entwickelt. Ich bin sicher: auch ohne Hansefest werden die coolen Clogs gut ankommen. Bei Touristen, Zugereisten und echten Sauerländern.