Wer nicht da war, hat etwas verpasst. Dieses Fazit ziehen die Teilnehmer des HDS/L Symposiums, das am 23. Mai im hochmodernen Gabor Logistik Center in Mindelheim stattgefunden hat. Das Motto der 11. Ausgabe lautete: „Die Branche in Bewegung“ und spielt damit auf die rasante, mitunter brisante Entwicklung an, mit der sich die Schuh- und Lederwarenindustrie konfrontiert sieht. Mehr als 120 Gäste, Entscheider aus Industrie, Handel, Messewesen und Medien waren nach Mindelheim gekommen. HDS/L Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert freut sich über die beachtliche Teilnehmerzahl: „Der große Zuspruch zeigt, dass die Branche in dieser schnelllebigen Zeit sehr viel Informations- und Gesprächsstoff hat.“
Apropos Geschwindigkeit. „Wer in Zukunft Geld mit Mode machen will, muss neu denken. Lange gültige Gewissheiten auf den Prüfstand stellen“, gab der HDS/L Vorsitzende Carl-August Seibel bei der Begrüßung der Teilnehmer zu bedenken. Das alte Motto „schneller, höher, weiter“ müsse kritisch hinterfragt werden. „Heißt es heute und in Zukunft nicht vielmehr: bewusster, transparenter, nachhaltiger?“ Wachstum und Schnelligkeit um jeden Preis haben ausgedient. „Es ist an der Zeit sich neu aufzustellen, alte Denkmuster zu hinterfragen und mutiger zu werden. Jeder von uns muss dazu beitragen, wertvoller, nachhaltiger, fair und wirtschaftlich zu arbeiten.“
Die Zukunft erfolgreich gestalten. Das HDS/L Symposium lieferte viele Inspirationen, Impulse und Gesprächsbedarf. Den Anfang machte Carolin Schulze Palstring, Leiterin der Kapitalmarktanalyse bei Metzler Private Banking in Frankfurt. Mit ihrem Vortrag zum Thema „Finanzkrise 2.0? – Warten auf Godot“ zeigte die Expertin die Faktoren auf, die das Wirtschaftswachstum über kurz oder lang zu beeinträchtigen drohen. „Mit Blick auf die Kursrückgänge des vergangenen Jahres kommen viele Marktbeobachter ins Grübeln, ob die Aktienmarkthausse kurz vor ihrem zehnten Jahrestag zu einem Ende gekommen ist oder ob wir es nur mit einer temporären Schwächephase zu tun haben“, so die Expertin. Gründe, sich zu sorgen, gebe es zuhauf: Der von den USA initiierte Handelskonflikt, eine restriktivere Notenbankpolitik und der Brexit sind nur einige Beispiele, die das Wirtschaftswachstum über kurz oder lang zu beeinträchtigen drohen. Tatsächlich werde mancherorts bereits von Rezessionsgefahren gesprochen, so Schulze Palstring. Inlandskrisen würden jedoch nicht von Konjunkturschwankungen verursacht, sondern von platzenden Kreditblasen. Nach ihrer Einschätzung entwickelt sich der EU-Binnenmarkt weiterhin stark. Auch die Arbeitslosigkeit in den Ländern der Eurozone sei gering. 2019 könnte also „trotz aller Unwägbarkeiten“ ein durchaus gutes Aktienjahr werden. „Allerdings ist die Zeit reif für eine Zinserhöhung“, so die Analystin.
Bewegung heißt vor allem auch Schritt halten mit der Digitalisierung. Die nach wie vor wachsende Bedeutung des online-Handels stand im Fokus des Vortrags von Dr. Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung in Köln. Der renommierte E-Commerce Experte warf einen Blick hinter die Kulissen der wichtigsten online-Player und zeigte auf, vor welche Herausforderungen unsere Branche jetzt und in Zukunft gestellt wird. 2018 erreichte der Umsatz im online-Handel 63,2 Mrd. Euro, Tendenz steigend“, so der Experte. Das Wachstum entfalle aber inzwischen fast ausschließlich auf die großen Plattformen: eBay, Otto, Zalando und allen voran natürlich Amazon. Amazon sei der größte Player überhaupt und weit mehr als ein Online-Händler. In 2017 erreichte Amazon (inklusive Marktplätze) einen Umsatz von 26,4 Mrd. Euro und bespielt damit fast die Hälfte des gesamten Online-Marktes. „Amazon muss man als Öko-System sehen“, erklärt Dr. Kai Hudetz. Als Dienstleister sei der „Big Player“ unter anderem auch für Mitbewerber tätig und habe Google mittlerweile als Suchmaschine abgelöst. Der Schuh- und Lederwarenbranche riet der Experte sich mit eigenen Plattformen zu beschäftigen und vor allem die Social Media Kanäle aktiv zu nutzen.
Wie tickt die junge Generation? Welche neuen Entwicklungen bieten StartUps an? Ob Logistik, Gesundheit oder wearable textiles – Kooperationsmöglichkeiten und intelligente Lösungen für mehr Bewegung, Transparenz und Mobilität zeigten die StartUp Unternehmen VRaktion aus Leipzig sowie Freighthub und Betterguards aus Berlin auf. Spannend blieb es bis zuletzt: Bei der Besichtigung des Gabor Logistik Centers erhielten die Teilnehmer exklusive Einblicke in den „größten Schuhschrank Deutschlands“.